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Pitz Alpine Glacier Trail

Meine Marathon Premiere und was für eine. Rennbericht über 47km durch das Pitztal.

Eigentlich als Saison-Highlight geplant, jetzt das erste Rennen 2020. Corona machts möglich. Marathon Premiere auf 45km im technischen Gelände des Pitztals, kann man mal machen.

Start war am Samstag um 02:00Uhr morgens. Genau meine Zeit. Habe versucht mich die Woche über darauf vorzubereiten, früh ins Bett, früh aufstehen.
Hat natürlich gar nix gebracht und so hatte ich als der Wecker Freitag um 23Uhr klingelt ca. eine Stunde gedöst. 2 Tassen Kaffee zum “Frühstück” eine to go mit ins Auto, Trap Mukke aufdrehen und nach Mandarfen.

Komme um 00:40 an…


Am Startbereich ist nix los, ein paar Menschen sitzen an ihren Camping-Bussen. Stille.

Gscheit zapfig ist es dafür, also alles anziehen, was man grad so griffbereit hat und dann warten. Nach und nach kommen andere Läufer zum Gelände und kurz vor 2 geht der Starttunnel auf.
Gear-Check und dann sucht sich jeder nen Punkt im Startkanal. Dadurch wird der vorgeschriebene Mindestabstand eingehalten und ich fands auch echt angenehm, weil man die Leute um sich rum n bisschen bewusster wahrnimmt.

Bin etwas verwirrt als ein anderer Läufer zielstrebig auf mich zukommt und mich herzlich mit “Ja, servus!” grüßt. Peinliches “Kennen wir uns?” meinerseits, beide kurz den Mund-Nasenschutz runter – “ahhhh, Simon, richtig?”
Simon ist Teamkollege von TrailMotion Tirol und geht im Elite Startblock an den Start. Er gibt mir noch ein paar Tipps zur Strecke, inkl. dem klassischen: “Übertreibs am Anfang ned, dann stirbst hintenraus”

Um Punkt 2 Startschuss für die Elite, paar Sekunden Verzögerung und ein paar Abstimmungsschwierigkeiten zwischen Orga und Moderator später starten wir.
Anfangs noch zügig aus dem Gelände raus, versuche ich schnell wieder auf die Bremse zu gehen. Checke regelmäßig meine Uhr, lasse Leute überholen. Beim Trailhead angekommen fühl ich mich gut. Mein Puls steht zwar bei ca. 160, das schiebe ich aber auf die Aufregung.

Jetzt heisst es: Finde deinen Platz in der Lichterkette und dann bergauf.

Bald wird aus dem Wiesen-Trail ein Schotter-Trail, der immer wieder von großen Steinblöcken unterbrochen wird. Am letzten Stück vorm Mittagskogel gehts dann noch richtig zur Sache: extrem verblocktes Gelände, gemischt mit feinem Schottersand und aufgrund der Dunkelheit dann noch problematische Wegfindung. Aber das Rufen der Helfer am Joch oben motiviert auch wenn man erst später feststellt, dass man es einfach verdammt früh hören konnte.

Oben entpuppt sich der Schreier als Mario von TrailMotion, bin so überrascht ein bekanntes Gesicht zu sehen, dass ich fast umgefallen (und den Berg wieder runter gepurzelt) wäre.

Bei der ersten Verpflegungsstelle mach ich den Fehler, mir etwas Salzgebäck auf die frisch desinfizierten Hände geben zu lassen…

Ahhhhh, der Geschmack von Sterilium am Morgen. Ab jetzt nutz ich dann doch die Schale aus der Pflichtausrüstung.

Nach ein paar Schneefeldern, und dem feinen sand-artigen Material der Seitenmoräne kommt die namensgebende Gletscherquerung. Spikes an die Schuhe, Jacke an und genießen. Hab auf dem Gletscher dann mal die Stirnlampe ausgemacht und das Panorama angeschaut. Ein bisschen Schade, dass man den Teil der Strecke kaum außerhalb der Lampenkegels wahrgenommen hat. Der Gletscher und das Panorama sahen im Mondschein schon gut aus.
Nach einem kurzen Gegenanstieg zur Braunschweiger Hütte gings zum Downhill zurück nach Mandarfen zur “Halbzeit”.

trailläufer im morgengrauen

Ich will ehrlich sein: Ich dachte ich kann da gemütlich ins Tal rollen, bissl Kräfte schonen und dabei trotzdem Strecke machen. Effektiv war es eine Steinstufe nach der anderen über ca. 800hm bis ich an der Forststraße oberhalb der Gletscherstube ankam. Dafür gabs wunderschönes Morgengrauen anzuschauen. Auf dem Forstweg ging der Plan mit dem rollen auch ned so ganz auf. Scheinbar war mein hoher Puls nach dem Start halt doch nicht nur Aufregung.

Nach ca. 4:15h und ~20km saß ich dann in Mandarfen in der VP snackte ein bisschen was und tauschte Gletscher und Nacht Equipment gegen die Sonnenbrille.
Leider wars in der VP nicht ganz so gemütlich, wie ich mir das ausgemalt hatte und so ging ich recht bald und ein wenig fröstelnd wieder auf die Strecke.
Simon sollte recht behalten… die ersten km am Anstieg zum Riffelsee waren echt fies.

Aber auch am Riffelsee oben ging bei mir schon nichtmehr viel in Sachen laufen. Teils einfach keine Luft gehabt, teils war der Magen n bissl beleidigt, oder leer? konnte das absolut nicht zuordnen. Und so wanderte ich mehr als dass ich lief. Genoss die ersten Sonnenstrahlen und die herrliche Aussicht entlang des Riffelsee.


Dann gings ins Tal Richtung Taschachhaus. Simon hatte mich schon gewarnt: “Des zieht sich”, aber DAMN.
Was ein asoziales Stück Bergpfad. 6km mehr oder weniger konstanter Anstieg, der aber immer aussieht als wär er flach. Voll in der inzwischen doch recht kräftigen Sonne. Oh, hey, Sonnencreme wär eigentlich clever gewesen. Hab ich aber um 1 in der Nacht bzw. um 7 und leicht unterkühlt irgendwie vergessen.

So leide ich also langsam und konstant dem Taschachhaus entgegen. Es hilft auch nicht, dass man mehr oder weniger von Anfang an sieht, wo die Reise hin geht und wie klein das Haus aussieht obwohl man weiß wie groß es ist.

Als nach nem kurzen seilversicherten Stück dann endlich bergab geht lass ich nen Freudenschrei los, dem gegen Ende dann ein bisschen die Luft ausging 😀 Ab jetzt wirklich nur noch bergab nach Mandarfen. Leider bin ich inzwischen aber auch so durch, dass konstantes laufen nimmer wirklich geht. Ich wechsel immer wieder ins gehen, bis ich wieder Luft habe auch wenn mein Puls eigentlich sagt, dass da mehr gehen müsste (komme selten über 140).

Hatte sehr mit meiner Motivation zu kämpfen, als es immer unwahrscheinlicher wurde, dass ich unter 10h ins Ziel komme, was ich mir ursprünglich vorgenommen hatte.

Kaum war Mandarfen und der Zielbogen in Sicht gings Laufen wieder. Dann standen auch noch gefühlt alle TrailMotion Leute in der letzten Kurve und feuern an.
Gewaltiges Gefühl da ins Ziel zu laufen.

Zielzeit: 10:32h
Gesamt: Platz 48
Altersklasse: Platz 32

Glückwunsch an Simon, der dieses Jahr das erste mal die 8h geknackt hat und damit in die Top10 gelaufen ist.

Und obwohl ich mir die letzten km vor dem Ziel immer wieder gesagt habe: “das machst ned nochmal” hab ich jetzt schon Bock nächstes Jahr wieder nach Mandarfen zu fahren und die 10h Marke zu knacken.

By Alex Mersdorf

Alex fotografiert seit seiner Jugend gerne Sport und Sportevents. Mit den Jahren packte ihn aber der Ehrgeiz sich selbst an Läufen zu probieren.
Über Spartan Races driftet er in die Trailrun-Gemeinde und liebäugelt schon mit dem Triathlon.

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